Was ist manuelle Medizin?

Die Manuelle Medizin hat als Grundlage die Untersuchung und Behandlung mit der Hand durch einen auf diesem Gebiet ausgebildeten Arzt. Segmentale Funktionsstörungen („Blockierungen“) der Wirbelsäule und Funktionsstörungen des Gelenkspiels, d.h. peripherer Gelenke, Faszien und Muskeln, sind die Zielpunkte der Manuellen Medizin.

Osteopathie (von griechisch ὀστέον, ostéon; dt. „Knochen“ und πάθος, páthos; dt. „Leiden“), also zusammengeschrieben „Knochenleiden“, ist eine unscharf gefasste, gesetzlich nicht geschützte Beschreibung eines Diagnostik- und Therapiekonzeptes, ähnlich dem der Manualmedizin. Aus dieser Sicht ist der Begriff Manuelle Medizin der Oberbegriff für diese funktionellen Diagnostik- und Therapieverfahren und in der konservativen Orthopädie angesiedelt.

Die alte Definition des Begriffes Orthopädie ist „die Kunst – die Ungestalt des Kindes zu verhüten und zu verbessern“ – Nicolas Andry (1742). Diese Definition beschreibt den konversativen, also nicht operativen Ansatz der Diagnostik und Therapie von Störungen der Funktion und Entwicklung des Bewegungsapparates bei Säuglingen, Kleinkindern und Schulkinder, aber auch bei Jugendlichen und Erwachsenen. Dieser Ansatz wird von der Manual Medizin ausgefüllt.

Der moderne Orthopäde definiert sein Fachgebiet dagegen als „Chirurgie des Bewegungsapparates“. Das impliziert, dass hauptsächlich operativ behandelt wird, die nicht operative (konservative) Therapie ist oft nur ein Randgebiet. Für die Manuelle Medizin ist es jedoch die Hauptausrichtung der Diagnostik und Therapie.

Betrachten man Manuelle Medizin von verschiedenen Seiten, so kann man zu unterschiedlichen Einschätzungen kommen.

Diese Art der ärztlichen Tätigkeit kann eine wirksame und nicht invasive Diagnostik und Therapie sein, die es erlaubt, auch bei Symptomenkomplexen aus Fachgebieten wie Neurologie, Hals-Nasen-Ohren-Erkrankungen und Pädiatrie erfolgreich zu behandeln. Zu nennen wären Pathologien wie zum Beispiel Schwindel,  Ohrgeräusche, Sprachauffälligkeiten, Kopfschmerzen, Nervenschmerzen unklarer Zuordnung, Pseudoangina pectoris, vegetative Dystonie,  zervikokraniale und zerikofaziale Dysfunktionen, Schmerzen im Bereich der Kiefer- Gesichts und Zervikalregion und in der Pädiatrie die Säuglingsskoliose, Schreikinder, lagebedingte Schädelasymmetrie, unklare Entwicklungsverzögerungen, reduzierte motorische und sensorische Fähigkeiten, um nur einige Symptomenkomplexe zu nennen.

Vom Standpunkt der Kritiker ist es ein Sakrileg, in „fachfremden“ Arbeitsgebieten zu wildern. Außerdem sollte man immer vorsichtig sein, wenn viele Symptomenkomplexe eine gemeinsame Ursache haben sollen. Dieser Widerspruch kann nur dadurch gelöst werden, dass sowohl von Seiten der Manualmedizin als auch von Seiten der Kritiker Studien und Forschungen zu diesem Thema durchgeführt werden. Solche Forschungen sind in jüngster Zeit angestoßen worden und wir sehen mit Interesse den Ergebnissen entgegen. Die Wirksamkeit von fachgerecht durchgeführten manualtherapeutischen Behandlungen wird, um dies deutlich auszusprechen, auch von Kritiker nicht mehr angezweifelt. Nur über das „Wie es Wirkt“ ist man sich uneins. Für die Patienten wird es schlussendlich aber vor allem darauf ankommen, dass Schmerzfreiheit oder Besserung erreicht wird. Welcher Wirkmechanismus oder welche Theorie darüber dahinter steckt, mag manchem Kranken egal sein, solange die Behandlung erfolgreich war. Für die Gesellschaft, also alle Patienten, die Krankenkassen und natürlich die Medizin insgesamt ist es aber erheblich, zu erkennen, was die Mechanismen sind, der die Veränderungen erzeugen.